Platin ist namensgebendes Mitglied der Gruppe der sog. Platinmetalle (engl. "Platin Group Metals", oft abgekürzt als "PGM") zu denen noch
(nach aufsteigender chemischer Ordnungszahl) Ruthenium, Rhodium, Palladium, Osmium und Iridium gehören. Die Metalle weisen ähnliche chemischen
Eigenschaften auf und kommen daher auch in der Natur oft zusammen (vergesellschaftet) vor.
Platin wird heute zumeist in Kupfer- und Nickelbergwerken als Nebenprodukt gewonnen. Mit Abstand größter Förderer ist Südafrika mit einem Anteil von 70,5% an der globalen Fördermenge 2016 [1]. Die Förderung stammt aus dem "Bushveld Complex" nördlich von Johannesburg. Wie stark damit die Dominanz Südafrikas in diesem Markt ist, wird klar, wenn man z. B. bedenkt, dass
In diesem Komplex, der 1924 entedeckt wurde, werden 80 % aller weltweiten PGM Reserven vermutet [2]. Die südafrikanische Minenkammer gibt ab, dass 75 % der
bisherigen gesamten globalen Fördermenge aus dieser Region stammt. Im Jahr 2016 teilte sich die restliche Fördermenge wie folgt auf:
Abbildung 2 zeigt mehrere interessante Aspekte des globalen Platinmarktes auf:
Die Förderkurve des zweitgrößten Förderlandes Russland ist im Hinblick auf ein Peak-Szenario natürlich ebenfalls sehr interessant.
Russland förderte im Jahr 2001 1,2 Mio. Unzen Platin (37 Tonnen), was das bisherige "Peak-Russland" darstellt. Bis 2016 fiel dieser Wert auf 23 Tonnen ab,
d. h. - 38 %. Aus aktueller Sicht kann demnach festgehalten werden, dass für die beiden größten Förderländer das Peak-Platin bereits in der Vergangenheit
liegt, und zwar 11 bzw. 16 Jahre in der Vergangenheit.
Dass die globale Fördermenge der Minen aufgrund dieser Tatsache in den letzten Jahren dennoch nicht noch weiter gesunken ist, liegt z. B. an Simbabwe als
Förderland Nr. 3, welches seine Förderung seit der Jahrtausendwende stark ausbauen konnte.
Weitere kleine Förderländer haben nach Angaben des Platin Metals Yearbook ebenfalls ihr Peak-Platin Jahr bereits erreicht und fallen in der Förderung:
Die folgende Abb. 6 zeigt die mengenmäßige Entwicklung des Recyclings, welches aus den Bereichen Elektronik, Schmuck und Automotive stammt.
Der weitaus größte Teil stammt aus dem Recycling von Auto-Katalysatoren, deren Verwendung und Wiederverwertung Anfang der 1980er Jahre begann. Weitere
Teile stammen aus dem Schmuck-Recycling (engl. "Jewelry") und dem Aufbereiten von Elektronikschrotten.
Auch in dieser Kurve ist im Jahr 2010 ein "Peak-Recycling" zu erkennen, wobei die Recyclingrate eine Funktion des Preises ist. Generell kommt mehr Material
ins Recycling, wenn der Preis des Metalles steigt.
Angebot und Nachfrage halten sich bei Platin zumeist die Waage, wie die folgende Graphik illustriert.
Nachdem die Nachfrage von 1982 - 2005 stark stieg, ist seit ca. einer Dekade eine konstante Nachfrage von ca. 7 Mio. Unzen (ca. 220 t) festzustellen.
Diese Nachfrage teilt sich wie folgt auf (Anmerkung: Vor 1994 wird keine Nachfrage aus dem Schmuckbereich angegeben, was schwerlich der Realität
entsprechen kann):
Die Hauptnachfrage kommt mit 46 Prozent aus der Automobilindustrie, 33 Prozent aus der Schmuckindustrie, 2,7 Prozent Elektronik, 9,0 Prozent Chemie & Ölraffinierung, 0,5 Prozent Medizin
und 8,8 Prozent aus weiteren Anwendungen. Katalysatoren für Dieselfahrzeuge werden mit Platin hergestellt, Benzinfahrzeuge benötigen hingegen Palladium. Durch die
steigende Nachfrage nach Elektro- und Hybridfahrzeuge kann für die kommenden Jahre angenommen werden, dass die Nachfrage aus dem Automobilsektor sinken wird.
Das Jahrbuch für Platin stellt fest, dass obwohl Dieseltreibstoff in Europa günstiger ist als Benzin, und diese Fahrzeuge zudem verbrauchseffizienter sind,
die Nachfrage sinke. Die Gründe hierfür werden u. A. in einem - Zitat - "negativen Sentiment" gesehen. Ein mainstreamfähiger Begriff für Gehirnwaschung und
ein gutes Beispiel dafür, dass durch ständige Wiederholung jede Vorgabe der Meinungsmacher zur gefühlten Wahrheit mutieren kann.
Mathematische Modellierung der globalen Förderdaten
Die globalen Förderdaten alleine für Platin zu eruieren, ist nicht möglich, da die historischen jährlichen Fördermengen aus den bekannten Quellen nur für die gesamten Platingruppe dokumentiert sind.
Das unter Ref. [1] zitierte Jahrbuch gibt die expliziten Fördermengen für Platin erst ab 1976 an. Vergleich man diese Daten ab 1976 jedoch mit der
historsischen Zeitreihe des U.S. Geological Survey für die gesamte Platingruppenmetalle [3], so stellt man fest, dass im Mittel ca. 40 % der Förderung
der Platinmetalle auf das Platin entfallen. Multipliziert man demnach die historische Datenreihe des USGS ab 1900 mit 0,4, dürfte man als Ergebnis eine
gute Näherung der Realität erhalten. Förderdaten vor 1900 sind nach bestem Wissen des Autors nicht dokumentiert. Einige nicht zitierfähige Quellen
sprechen jedoch von ca. 9.400 Tonnen Platin, die bisher in der Menschheitsgeschichte gefördert worden sein sollen (hierzu im Vegleich Gold: ca. 180.000 t).
Die wie oben beschrieben gewonnen Daten ergeben eine Summe von 6.855,1 Tonnen, die seit 1900 gefördert wurden. Wie in vorigen Artikeln bereits erörtert,
muss in einem ersten Schritt die Gesamtfördermenge abgeschätzt werden, um eine Hubbert-Kurve zu modellieren. Die folgende Abb. 9 zeigt die kumuliert
Förderkurve seit 1900, zusammen mit einer mathematischen Modellierung der Kurve.
Diese erste Abschätzung ergibt für Q∞ einen Wert von 14.100 Tonnen Platin, die bergbaulich zu gewinnen sein sollten. Je nach Quelle und Wert
bedeutet dies, dass in der Zukunft noch rund 4.700 t förderbar sein werden (ausgehend von einer historsichen Gesamtförderung von genannten 9.400 t).
Auch die zuvor beschriebene Hubbert-Linearisierung ergibt diesen Wert, wie die folgende Abbildung 10 zeigt.
Die Relation P/Q (jährliche Förderung P als Prozentsatz der bis dahin geförderten Gesamtmenge Q) ergibt durch die lineare Extrapolation der letzten
Förderjahre einen Wert für Q¥ von 14.100 Tonnen.
Differenziert man die integrierte Kurve aus Abb. 9, so erhält man hieraus die folgende "Hubbert-Kurve" für Platin.
Die gesamte Fläche unter der grauen modellierten Kurve entspricht dem für Q∞ gefundenen Wert von 14.100 Tonnen. Nach diesem Modell könnte
die Förderung noch einige Jahre auf dem aktuellen Niveau von ca. 200 Tonnen pro Jahr verbleiben, bevor der Abfall einsetzt. Das hier modellierte
Peak-Platin Jahr wäre 2018. Das reale Peak-Platin aus dem Jahr 2006 könnte sich demnach in der Tat auch in der zukünftigen Geschichte als das "richtige"
Peak-Platin Jahr erweisen, nicht zuletzt deswegen, weil die beiden wichtigsten Förderländer Südafrika und Russland mutmaßlich bereits "gepeakt" haben
können (siehe Abb. 3 und 4).
Die Autoren der Studie "Peak Metals, Minerals, Energy, Wealth, Food and Population; Urgent Policy Considerations for A Sustainable Society" aus dem
Jahr 2012 [4] kommen für die gesamten sechs Platinmetalle auf folgende Hubbert-Kurve (Förderdaten vermutlich bis 2011 berücksichtigt):
Die modellierte Kurve für alle sechs Platinmetalle "peakt" nach dieser Studie ca. 2021 (graphisch interpoliert, siehe roter Strich in Abb. 13) und bestätigt die
Charakteristik der von mir berechneten Ergebnisse aus Abb. 11. Insofern könnte der bisherige reale Peak-Punkt des Jahres 2006 bereits das wirkliche "Peak-Platin"
Jahr gewesen sein, obwohl dies natürlich die Zukunft wird zeigen müssen. Die Vermutung liegt jedoch nahe, da Südafrika mit seiner dominierenden Stellung in diesem
Markt seit 2006 eine fallende Förderung verzeichnen muss (zum Vergleich: Peak-Gold in Südafrika war bereits im Jahr 1970).
Die Metalle der Platingruppe sollten weitaus früher peaken, als Gold und Silber und könnten damit eine Blaupause dafür sein, was mit dem Preis geschieht, wenn die Nachfrage geologisch nicht mehr befriedigt werden kann.
Daher meine Meinung: So sinnvoll es kurzfristig aufgrund der weltweiten Ausweitung der Papiergeldmengen und der Verschuldungen ist, Edelmetalle bzw. Sachwerte zu besitzen, so überaus sinnvoll ist es langfristig aufgrund der gezeigten Peak-Szenarien. Der Preis eines Rohstoffes muss reagieren, wenn die Relation aus Angebot und Nachfrage nicht mehr im Einklang ist.
Quellen:
[1] The CPM Platinum Group Metals Yearbook 2017
[2] Südafrikanische Minenkammer (Chamber of Mines)
[3] U.S. Geological Survey Data Series 140
[4] H.U. Sverdrup, D. Koca1 und K.V. Ragnarsdóttir: "Peak Metals, Minerals, Energy, Wealth, Food and Population; Urgent Policy Considerations for A Sustainable Society", Journal of Environmental Science and Engineering B 1 (2012) 5:499-533