Im Jahr 1863 veröffentlichten die beiden deutschen Chemiker Ferdinand Reich und Theodor Richter im 'Journal für praktische Chemie' einen Artikel mit dem Titel "Vorläufige Notiz über ein neues Metall". In spektroskopischen Untersuchungen fiel ihnen die indigo-blaue Spektrallinie auf, die bei keinem der bis dahin 60 bekannten Elemente auftrat. Sie schlugen daher vor, das neue Element 'Indium' zu nennen.
Indium ist mit einer Dichte von 7,31 g/cm3 im Vergleich zu Silber (10,49 g/cm3) oder Gold (19,32 g/cm3) ein leichtes Metall. Es ist so weich, dass mit einem Fingernagel Kerben erzeugt werden können. Sein Schmelzpunkt liegt mit 156,6 °C sehr niedrig, seine Siedetemperatur mit 2080 °C jedoch ähnlich hoch wie die von Silber. Selbst unter sehr tiefen Temperaturen von -150 °C und mehr bleibt es form- und dehnbar. Es geht mit den meisten Metallen eine Legierung ein und steigert bereits in geringer Konzentration die Härte und Korrosionsbeständigkeit. Auf ein Glas aufgebracht bildet es ebenfalls eine korrosionsbeständige Oberfläche bei gleichen Reflexionseigenschaften wie Silber.
Von den 80 stabilen chemischen Elementen in der Erdkruste steht Indium mit 0,25 ppm auf Platz 62, ist also sehr selten (zum Vergleich: Gold 0,004 ppm; Silber 0,075 ppm; Quelle ). Erschwerend kommt hinzu, dass nur sehr wenige Lagerstätten oder Indium-haltige Minerale bekannt sind, die jedoch für die technische Gewinnung des Metalls keinerlei Bedeutung haben.
Indium wird heute daher ausschließlich als Nebenprodukt bei der Förderung und Verarbeitung von Zink-, Kupfer-, Zinn- oder Bleierzen gewonnen, wobei Zinkerze die mit Abstand wichtigste Quelle darstellen. Die chemisch-elektrolytischen Verfahren zur Gewinnung und Reinigung des Indiums sind dabei sehr aufwendig.
Nach Zahlen des U.S. Geological Survey wurden im Jahr 2019 weltweit 968 Tonnen Indium raffiniert, im Jahr 2020 900 Tonnen. Der chinesische Anteil dieser Produktion lag bei ca. 55 Prozent.
Die Zahlen für Reserven und Ressourcen von Indium können nur indirekt von den Hauptprodukten abgeleitet werden. Man schätzt,
dass die Reserven von Indium ca. 10.000 Tonnen und die Ressourcen ca. 100.000 Tonnen betragen. Bei einer derzeitigen Gewinnung von
ca. 900 Tonnen pro Jahr würden die Reserven demnach noch für ca. 11 Jahre, die Ressourcen noch 111 Jahre ausreichen.
Die Vorkommen konzentrieren sich auf wenige Länder. Allein China soll über 80 Prozent der Ressourcen verfügen.
Mittlerweile wird durch das Recycling von LCD-Displays wieder Indium zurückgewonnen. Ein gängiges Smartphone z. B. enthält jedoch lediglich drei
Milligramm Indium, was die Rückgewinnung sehr aufwendig und teuer macht. Umicore schreibt auf seiner Homepage daher auch, dass das Recycling von Indium
nach wie vor eine große Herausforderung darstellen würde.
a) Indium-Zinn-Oxide:
Anwendung als transparenter Stromleiter für LCDs und sonstige Flachbildschirme (Smartphones, Notebooks, Touchscreens, TV, etc.),
elektromagnetische Abschirmungen, Infrarot-Reflektoren, Beschichtungen von Fenstern im Haus-, Flugzeug- und Automobilbau.
b) Lötmetall:
In Lötmetallen sorgt Indium für weniger Rißbildung und besseren Schutz vor thermischen Ermüdungsbrüchen. Goldhaltige
Bauteile werden durch Indiumlote weniger angegriffen. Aufgrund der hohen Dehn- und Formbarkeit können Materialien mit verschiedenen Wärmekoeffizienten
miteinander verlötet werden. Mit Indium verbundene elektronische Bauteile können die Wärme besser und schneller ableiten.
c) Photovoltaik:
Dünnschicht-Photovoltaikzellen
d) Legierungen:
Durch die Zugabe von Indium können viele physikalische Eigenschaften der Metalle verbessert werden (Härte, Korrosonsbeständigkeit, Schmelzpunkt, etc.)
e) Weitere Anwendungen:
Dichtungen in der Kryotechnik, Ersatz für Quecksilber in alkalischen Batterien, Verbindungshalbleiter z. B. für Laserdioden oder LEDs,
Kontrollstäbe in Kernreaktoren, Dentallegierungen.
Indium läßt sich in den genannten Anwendungen bisher kaum durch andere Metalle ersetzen. Die Deutsche Rohstoffagentur sieht das Indium-Zinn-Oxid für die Displaytechnik und die Dünnschicht-Photovoltaik als die wichtigsten indiumhaltigen Zukunftstechnologien an. Die Nachfrage nach Indium nur für diese beiden Bereiche wird sich von 2006 bis 2030 verachtfacht haben, so Forscher der Technischen Universität Bergakademie Freiberg. Die Produktion von Indium müsste sich demnach auf > 2.000 Tonnen pro Jahr erhöhen, um die Nachfrage noch befriedigen zu können.
Indium steht daher auf der Liste der kritischen Rohstoffe der EU (Quelle ) und auch des U.S. Geological Survey (Quelle ). Wie bei vielen Technologiemetallen ist auch beim Indium die chinesische Dominanz im Markt sehr groß.