Mitte August letzten Jahres schrieb ich über die aktuelle Lage bei Platin und Palladium folgendes:
Bei Platin sind die Commercials zum ersten mal seit Jahren sogar wieder im positiven Bereich, d.h. halten per Saldo mehr Long-Kontrakte, als Short-Kontrakte. Eigentlich sollte dies zusammen mit der Unterstützungsmarke von 800 Dollar ein sehr sicheres Zeichen für steigenden Platin-Kurse sein. Anfang 2016 stiegen die Kurse von 800 auf 1200 Dollar an, d.h. +50 Prozent.
Auch der "Highflyer" Palladium zeigt ein sehr konstruktives Bild. Bei der letzten vergleichbaren Cot-Positionierung stieg Palladium
von 550 auf über 1100 Dollar, d.h. verdoppelte sich.
Zitat Ende. Wie haben sich diese beiden Metalle in der Zwischenzeit entwickelt und wie sind die kommerziellen Händler (d.h. die "Insider") im Augenblick
positioniert? Macht es Sinn, Palladium zu verkaufen und dafür z.B. in Platin zu investieren?
Rein optisch betrachtet sind die Charts von Platin und Palladium wie Yin und Yang. Während Palladium nur die Richtung nach oben zu kennen scheint, fiel Platin seit Jahren langsam aber leider kontinuierlich ab.
Während seit dem 13.8.2018 (dem Datum des oben zitierten Artikels) Palladium um 69,9 Prozent stieg, verteuerte sich Platin nur um vergleichsweise bescheidene 6,6 Prozent
(Berechnungsgrundlage Euro-Fixingkurse der London Bullion Market Association LBMA). Die schwarzen Pfeile in Abb. 3 zeigen die Entwicklung seit dieser letzten Prognose vom
August 2018. Verkauft man nun Palladium und kauft dafür Platin, so ist das, als würde Bayern München Robert Lewandowski verkaufen und Robert Glatzel vom
Zweitligisten 1. FC Heidenheim als Ersatz kaufen (um dem kommenden Viertelfinale des diesjährigen DFB-Pokals vorwegzugreifen).
Gleichwohl sind die kommerziellen Händler für Palladium trotz des erstaunlichen Preisanstieges in den letzten Wochen und Monaten keineswegs extrem short positioniert, d.h. gehen nicht von sinkenden Kursen aus.
Wie Sie sehen, ist die Positionierung der "Commercials" (untere rote Linie) seit einigen Monaten sehr konstant bei ca. 14.000 Kontrakten. Bei den letzten beiden
markanten Hochpunkten im Herbst 2014 (im Abb. 4 mit "(1)" gekennzeichnet) und Januar 2018 (mit "(2)" gekennzeichnet) hielten die Commercials per Saldo 31.600 bzw. 28.200
Shortkontrakte. Von diesen Werten ausgehend kann man also nicht im geringsten davon sprechen, dass wir uns beim Palladium an einem Hochpunkt befinden. Näher betrachtet:
Zu Beginn des Jahres, als Palladium noch unter 1.300 Dollar notierte, lagen die Commercials sogar bei knapp 15.000 Shortkontrakten. D.h. obwohl der Preis seither um ca.
220 Dollar gestiegen ist, wurden per Saldo 1.500 Shortkontrakte von den Insidern abgebaut! Dies ist in der Tat ein sehr ungewöhnlicher und bemerkenswerter Vorgang.
Im Vergleich dazu sieht die Lage beim Platin wie folgt aus.
Obwohl die Commercials Mitte letzten Jahres keine Shortkontrakte hielten, d.h. sehr positiv für den Preis gestimmt waren, steig der Kurs in den kommenden Monaten
wie bereits erwähnt nur marginal an. Dennoch zeigte sich sofort das bekannte Muster der Insider, die bei steigenden Kursen Shortkontrakte aufbauen. Bei markanten
Hochpunkten lagen sie in den vergangenen Jahren bei ca. 50.000 Kontrakten short, so z.B. Anfang 2018, als Platin bei ca. 1.020 Dollar je Unze notierte. Mit anderen
Worten: Obwohl der Preis nur um ca. 6 Prozent stieg, liegen die Commercials schon wieder bei der Hälfte ihrer zu erwartenden Shortkontrakten.
Fazit: Anhand der Betrachtung des Verhaltens der kommerziellen Marktteilnehmer an der Comex, macht es keinen Sinn, den Gewinner Palladium aus dem Depot zu kegeln. Der PGM-Händler bei Umicore bestätigte mir auch am Telefon, dass die Nachfrage derzeit höher wäre wie das Angebot. Er könne nicht sehen, dass sich das auf absehbare Zeit ändern würde, so der Händler weiter.